Hungerstreik in Bochumer Flüchtlingsunterkunft

2016-01-14 14.49.02

Bochum – die Proteste von Geflüchteten reißen nicht ab. 17 Geflüchtete, die in der Sammelunterkunft an der Pestalozzistraße 25 leben müssen, haben mit einem zweitägigen Hungerstreik gegen die unwürdige Unterbringungssituation protestiert. Das Leben in der überfüllten Turnhalle sei eine unerträgliche, nervliche Belastung, so die Teilnehmer*innen des Streiks. Von einigen der dort Untergebrachten wird die Situation sogar als traumatisch wahrgenommen.

Die Aktion, die am 28. Januar abgebrochen wurde, war ein verzweifelter Hilferuf an die Stadt.  Die Bochumer Linksfraktion und der Kreisvorstand der LINKEN waren vor Ort, um sich mit den Streikenden zu unterhalten und solidarisieren sich mit ihren Forderungen. Am 7. und am 14. Januar hatten bereits Geflüchtete aus den Bochumer Unterkünften vor dem Rathaus protestiert.weiterlesen

Ergänzungsantrag: Für kommunalen Wohnungsbau, gegen Überbelegung

Redebeitrag von Gültaze Aksevi zum Ergänzungsantrag der Linksfraktion auf der Ratssitzung am 27.01.2016, TOP 1.7. Unser Antrag im Wortlaut.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

Bild Gültaze Aksevi

als Linksfraktion unterstützen wir ausdrücklich das Vorhaben, zusätzliches Geld für die Unterbringung von Menschen in die Hand zu nehmen, die bei uns Schutz vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und blanker Not suchen. Es ist unausweichlich und mehr als dringend notwendig, die investiven Mittel und damit eben auch die Kommunalkreditaufnahme zu erhöhen.

Wir halten es aber auch für wichtig, nicht gleichzeitig mit diesem Beschluss sehr schlechte Unterbringungsverhältnisse zu legitimieren. Außerdem fordern wir, dass die Stadt ihren Beteuerungen endlich Taten folgen lässt, dass sie eigentlich menschenwürdigere Unterbringungsformen anstrebt – und dass Container, Zelthallen und Modulbauten nur Notlösungen für eine Übergangszeit sind.

Deswegen bitten wir um Zustimmung zu unserem Ergänzungsantrag, der es uns ermöglichen würde, der so ergänzten Vorlage zuzustimmen. Darin geht es um Folgendes. Erstens: Die weniger als 38 Quadratmeter kleinen Modulbau-Wohnungen dürfen nicht dermaßen krass überbelegt werden, wie das die Verwaltung anstrebt. Und zweitens: Statt lediglich Notlösungen wie diese Modulbauten zu kaufen, muss die Stadt vor allem leerstehende Wohnungen erwerben und auch selbst kommunalen Wohnungsbau betreiben. Wohnungen in kommunalem Eigentum sind die günstigste und gleichzeitig menschenwürdigste Unterbringungsform. Wir brauchen ein städtisches Konzept, das beides zeitnah möglich macht.

Vielen Dank.

Linksfraktion solidarisch mit Protest der Geflüchteten

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Über 40 Geflüchtete haben sich am Donnerstag spontan vor dem Rathaus versammelt, um insbesondre für eine Verbesserung ihrer Unterbringungssituation zu protestieren. Dazu erklärt das Mitglied der Linken im Rat der Stadt Bochum Gültaze Aksevi:

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„Wir unterstützen das Anliegen der protestierenden Geflüchteten nach einer konkreten Verbesserung ihrer menschenunwürdigen Unterbringungssituation in Bochum. Während Millionen für ein Konzerthaus verschwendet werden, wird uns von Herrn Townsend und der rot-grünen Ratsmehrheit erklärt, dass für die bei uns Schutzsuchenden kein Geld da sei, um eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten. Die Bochumer Linksfraktion hat seit längerem kommunalen Wohnungsbau eingefordert und sich vehement gegen eine Massenunterbringung in Turnhallen ausgesprochen.“ Laut Aussage der Verwaltung stehen in Bochum fast 9.000 Wohnungen leer. Die Linksfraktion setzt sich für den Aufbau eines kommunalen Wohnungswesens als Kernbestandteil einer verantwortlichen Sozialpolitik ein.weiterlesen

Vernetzung für ein soziales und demokratisches Bochum

Auf Einladung der Bochumer Linksfraktion haben sich am 7. Dezember Vertreter*innen der Bochumer sozialen Bewegungen, Verbände, Vereine und Initiativen getroffen. Mit dem Empfang für demokratische und vielfältige Stadt wollte sich DIE LINKE. im Rat bei den Aktiven für ihr Engagement bedanken – und gleichzeitig einen weiteren Ort zur Vernetzung bieten.

„Ohne euch geht es nicht, ohne euch wären wir nur ein weiterer Papiertiger im Gewirr der parlamentarischen Ratsstruktur“, sagte der Fraktionsvorsitzende Ralf-D. Lange in seiner Begrüßungsrede. „Ohne euch hätten wir keinen Rückhalt in den vielen Arbeitsgebieten, ohne euch wäre die Gefahr groß, dass wir die Bodenhaftung verlieren, ohne euch wäre die Versuchung größer, sich vom Parlamentarismus aufsaugen zu lassen.“ Und er erneuerte das Versprechen, weiterhin eng mit den sozialen Bewegungen zusammen zu arbeiten.weiterlesen

Linksfraktion kritisiert Abschiebungs-Offensive: Unmenschlichkeit made in Bochum

Hunderte von unangekündigten Abschiebungen – auch mit Polizeigewalt und mitten in der Nacht aus Turnhallen und anderen Sammelunterkünften – so will die Stadt Bochum in den kommenden Monaten die Verschärfung des Asylrechts umsetzen. Die Linksfraktion im Bochumer Rat verurteilt die angekündigte weitere Brutalisierung der Flüchtlingspolitik und weist auf die Verantwortung der Bochumer SPD, CDU und Grünen hin.

Ralf-D. Lange

„In Bochum tun die rot-grüne Koalition und die von ihr eingesetzte Verwaltung so, als ob sie nur eine Entscheidung umsetzen, die weit weg in Berlin gefallen ist“, sagt der Fraktionsvorsitzende der LINKEN Ralf-D. Lange. „Das ist aber falsch. Die Asylrechtsverschärfung ist von Bochumer Politikerinnen und Politikern mit durchgesetzt worden. Die beiden Bochumer SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer und Michelle Müntefering haben für das Gesetz gestimmt, und Norbert Lammert (CDU) ebenso. Auch Frithjof Schmidt, der für die Bochumer Grünen im Bundestag sitzt, hat nicht dagegen gestimmt. Die Bochumer Kreisverbände der drei Parteien haben von ihren Abgeordneten auch kein anderes Verhalten eingefordert. Damit sind die Bochumer SPD, CDU und auch die Grünen direkt mitverantwortlich für die angekündigte hundertfache Verletzung der Menschenwürde.“

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Flucht ist kein Verbrechen! Ein Leben in Würde für alle!

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Das war eine lautstarke Forderung nach einer solidarischen Gesellschaft ohne Rassismus und Ausgrenzung: Trotz schlechten Wetters haben am Samstag in Bochum mehr als 900 Menschen demonstriert. Ihr gemeinsames Motto: „Flucht ist kein Verbrechen! Ihre Verhinderung schon! Für ein Leben in Würde für alle!“ (Mehr Infos zur Demo.)

Natürlich hat auch die Bochumer Linksfraktion an der Demonstration teilgenommen und im Rahmen des breiten Bündnisses für ihre Forderungen geworben: Schluss mit der menschenfeindlichen Abschiebepolitik in unserer Stadt! Die Verwaltung muss alle ihr zur Verfügung stehenden Spielräume zugunsten der Betroffenen nutzen. Für eine menschenwürdige Unterbringung aller Schutzsuchenden – sozialer Wohnungsbau durch die Stadt statt Container und Zelthallen! Es ist nicht zu wenig Geld da, es ist nur ungerecht verteilt.

Die Demonstration war der Auftakt der Kampagne „Flucht ist kein Verbrechen“, die ein antirassistisches Bündnis aktuell in Bochum vorbereitet. Auch von uns vielen Dank an das Orga-Team der Demo, und an alle, die auf der Straße waren!

Hier kommen unsere Eindrücke von der Demonstration:

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Menschenwürdige Unterkünfte für Geflüchtete: Warum reagiert die Stadt nicht auf Angebote?

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Absurd: In Bochum sollen mehr als 1.000 Geflüchtete in großen zeltähnlichen „Leichtbauhallen“ leben – dabei gibt es nach wie vor leerstehende Wohnungen und vor allem umbaufähige und günstigere Büroflächen. Doch wer der Stadt solche Leerstände anbietet, erhält zum Teil wochen- oder monatelang keine Antwort. Wir fühlen der Stadt auf den Zahn, wie es dazu kommt.

Der Wortlaut unserer Anfrage im Haupt- und Finanzausschuss:

Die Linksfraktion erreichen wiederholt Berichte von BürgerInnen und Unternehmen, die der Stadt Leerstände zur Unterbringung von Geflüchteten anbieten wollen. Dabei wird berichtet, dass die Stadt nicht oder erst nach vielfachem Nachfragen überhaupt auf die Kontaktversuche reagiere. Der Versuch, der Stadt Leerstände anzubieten, sei wegen fehlender Rückmeldung eine frustrierende Erfahrung, heißt es.

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Schlimmer geht immer: Stadt Bochum senkt Standards zur Flüchtlingsunterbringung

Am Mittwoch fand eine Ratssitzung statt, um den neuen Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ins Amt einzuführen. Es blieb allerdings nicht bei dieser Formalie. Ganz kurzfristig, nur wenige Stunden vor der Ratssitzung, hat die Verwaltung eine Beschlussvorlage vorgelegt, die es in sich hatte: Statt Schritte vorzuschlagen, wie die Stadt Bochum ihre eigenen Standards zur menschenwürdigen Unterbringung von Flüchtlingen einhalten kann, hat die Verwaltung beantragt, die Standards weiter abzusenken.

Bei der Unterbringung in Turnhallen – zum Beispiel an der Akademiestraße – sollen zukünftig Doppelstockbetten aufgestellt und durch Trennwände hindurch verbunden werden. So sollen die Turnhallen mit doppelt so vielen Menschen belegt werden wie bisher. Die Stadt spricht selbst davon, dass dadurch ein „eventuell erhöhtes Konfliktpotential in stark belegten Einrichtungen“ entstehen könne, das die Maßnahme aber „alternativlos“ sei. Den erwarteten Konflikten soll durch einige zusätzliche (und auch unabhängig davon dringendst benötigte) zusätzliche SozialarbeiterInnen entgegengewirkt werden.

Auch anderswo sollen die Verhältnisse noch schlechter werden als bisher geplant: Auf dem ehemaligen Opel-Parkplatz sollen nicht wie bisher beschlossen Wohncontainer errichtet werden, sondern stattdessen zeltartige „Hallen in Leichtbauweise“.

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Flüchtlingsunterkünfte: Menschenunwürdige Notlösungen dürfen keine Dauerlösung werden!

Rede des Fraktionsvorsitzenden Ralf-D. Lange auf der Ratssitzung am 21.10.2015 zum Tagesordnungspunkt 3.1. „Aktuelle Maßnahmen zur Unterbringung von Flüchtlingen in Bochum“:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

Ralf-D. Lange

mit der Beschlussvorlage der Verwaltung stimmen wir heute über eine erneute deutliche Absenkung der Standards für die Unterbringung von Geflüchteten in Bochum ab.

Als es darum ging, immer mehr Schutzsuchende in Containern unter zu bringen, haben Sie argumentiert: Dass Menschen in Containern auf weniger als 6 Quadratmetern Netto-Nutzfläche pro Person zusammengepfercht leben müssen, sei alternativlos, um Zeltstädte in Bochum zu vermeiden. Wir haben gesagt: Vor allem ist es notwendig, dass die Stadt möglichst schnell ein großes kommunales Wohnungsbauprogramm auflegt, das teure menschenunwürdige Notlösungen so schnell wie möglich überflüssig macht. Diesen unseren Antrag haben Sie abgelehnt. Damit setzen Sie eine Politik fort, bei der es überhaupt keine Perspektive mehr gibt, menschenwürdige Unterbringungsverhältnisse in den kommenden Jahren zu erreichen. Sie schieben das auf die Zahl der Flüchtlinge, für die Bochum Verantwortung übernehmen muss. Wir sagen: Aktuell leben mit etwa 2.400 Schutzsuchenden weniger Flüchtlinge in Bochum als zu Beginn der 1990er Jahre. Gleichzeitig ist die Bevölkerungszahl in Bochum seitdem um fast 40.000 Menschen gesunken. Platz ist also genug da – dass es trotzdem jetzt schon diese menschenunwürdigen Unterkünfte gibt, liegt also nicht an der Anzahl der Menschen, sondern an einem Versagen der Politik.

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VfL Bochum: „Refugees Welcome“ ohne Bild-Werbung ist besser!

DIE LINKE. im Bochumer Rat begrüßt die Entscheidung des VfL Bochum, nicht an der Werbeaktion „Wir helfen!“ der Bild-Zeitung teilzunehmen.

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„Die Entscheidung ist nachvollziehbar und richtig“, sagt Sven Ratajczak, der die Linksfraktion im Ausschuss für Sport und Freizeit vertritt. „Der VfL hat bereits Solidarität für Geflüchtete organisiert, als die Bild-Zeitung noch an vorderster Front gegen Menschen gehetzt hat, die bei uns Schutz vor Krieg, Verfolgung und blanker Not suchen. Und wenn die Bild-Chefredaktion nun dem FC Sankt Pauli unhaltbare Vorwürfe macht, kann die Konsequenz nur sein: Ebenfalls auf die Bild-Werbeaktion verzichten, und weiter die lokalen Initiativen unterstützen, die sich für eine offene Stadt ohne Rassismus einsetzen.“

Bereits im April hat die Linksfraktion die Zusammenarbeit des VfL Bochum mit flüchtlingspolitischen Initiativen begrüßt und als vorbildlich bezeichnet. Damals hatte der Verein gemeinsam mit der Faninitiative Bochum die Veranstaltung „Flüchtlinge aus dem Abseits“ organisiert, und VfL-Co-Trainer Thomas Reis bot ein Training für fußballbegeisterte Geflüchtete an. Als der VfL anschließend die BewohnerInnen der Bochumer Flüchtlingsunterkünfte ins Stadion einlud, wurden sie von den Fans mit einem 20 Meter langen „Refugees Welcome“-Banner begrüßt. Auch danach gab es weitere Aktionen. Erst vor zehn Tagen übergab eine Delegation des VfL Bochum Geflüchteten in Bochum-Laer dringend benötigte Sportkleidung. „So ein ausdauerndes und nachhaltiges Engagement ist nötig und unterstützenswert“, sagt Sven Ratajczak weiter. „Auf die Werbeaktion einer Boulevardzeitung, die ihre eigene Rolle bei der Verbreitung von flüchtlingsfeindlicher Hetze bisher überhaupt nicht aufgearbeitet hat, können wir dagegen gerne verzichten.“